Lithiumratgeber  (Hypnorex retard , Quilonum  retard) :

Inhalt der Seite 

1. FÜR WELCHE INDIKATIONEN IST EINE LITHIUMBEHANDLUNG ANGEZEIGT?
2. Praktische Durchführung der Lithiumbehandlung: 
3. Wechselwirkungen mit anderen  Medikamenten:
4. LABORKONTROLLEN: 
5. LITHIUM  UND  NIERENFUNKTION:
6. Zittern als häufige Lithiumnebenwirkung:  
7. Schilddrüsenvergrösserung durch Lithium:
8.  VERÄNDERUNGEN des CALCIUMSTOFFWECHSELS 
9. SOLL oder kann ich unter  Lithium  schwanger werden?
 
10. IM  FALL  EINER  NARKOSE  UND NOTWENDIGEN OPERATION :
11. Letzter  STUDIENSTAND  2018
 

 

12. Weitere  LINKS  und INFORMATIONEN 


WARUM SOLLTE DER PATIENT  GENAUE INFORMATIONEN VOR BEGINN DER LITHIUMBEHANDLUNG BEKOMMEN?

Erfolg und Sicherheit der Rezidivprophylaxe sind nicht zuletzt von der Mitarbeit des Patienten abhängig. Er muss verstehen, worauf es bei der Behandlung ankommt und muss mit allen Anordnungen einverstanden sein. Es ist ratsam, zunächst ein Therapieziel mit dem Patienten abzustimmen. Er/Sie  muss wissen, dass der Erfolg, Teilerfolg oder Misserfolg der Behandlung u.U. erst nach längerer Zeit beurteilt werden kann. Um den Zustand des Patienten vor und unter der Lithiumbehandlung vergleichen zu können, sollte auch der frühere Verlauf der Krankheit möglichst gut dokumentiert sein.

Für Patienten, die eine Pharmakotherapie aus Furcht vor "chemischer Manipulation" oder "Abhängigkeit" ablehnen, kann es beruhigend sein, wenn sie erfahren, dass Lithium in der Natur weit verbreitet ist und in jedem menschlichen Körper als Spurenelement vorkommt. Lithium hat eine Verwandtschaft mit Natrium, Kalium und Jod.  Vermutlich beruht darauf auch seine Wirkung.  Es wirkt in der Zelle selbst  und hat einen damit anderen Angriffspunkt als herkömmliche Antidepressiva.  

Eine gute Einnahmezuverlässigkeit ist zu erreichen, wenn der Patient weiß, warum ein enger Kontakt zum Arzt notwendig und eine regelmäßige Tabletteneinnahme unabdingbar ist, warum der Lithiumspiegel und die Nieren- und Schilddrüsenwerte kontrolliert werden müssen und welche Auswirkungen die Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten und Erkrankungen eventuell haben können.  Spezialfälle  wie die Vermeidung einer ungewollten Schwangerschaft und  das Vorgehen  bei notwendigen Narkosen werden am Schluss besprochen. Auch die Familienangehörigen sollten in jedem Falle über die Voraussetzungen einer erfolgreichen und sicheren Rezidivprophylaxe unterrichtet werden. 

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FÜR WELCHE INDIKATIONEN IST EINE LITHIUMBEHANDLUNG ANGEZEIGT?

Hauptanwendungsgebiet für Lithium ist die manisch-depressive („bipolare“) Erkrankung. 
Wichtigste und erfolgreichste Indikation für Lithium ist die Rezidivprophylaxe, wobei es vor allem bei bipolaren Psychosen das Mittel der Wahl ist. Es kann aber auch angewandt werden bei Therapieresistenz bei sog. unipolaren Depressionen. 
Bei unipolaren Depressionen  ist die Wahrscheinlichkeit eines Therapieerfolges am größten, wenn nicht mehr als 2 bis 3 Krankheitsphasen im Jahr auftreten und wenn eine hereditäre Belastung vorliegt.
Bei schizoaffektiven Psychosen erschwert die diagnostische Zuordnung die Beurteilung der Erfolgsaussichten, die als umso besser eingestuft werden können, je mehr die Psychose dem manisch-depressiven Formenkreis zuzurechnen ist.

Behandlung affektiver Psychosen
Manie :
Lithium ist in der Behandlung der Manie bei etwa 80% der Patienten wirksam. Besteht starke motorische Unruhe, sind initial Neuroleptika angezeigt. Nach Besserung der psychosomatischen Symptomatik ist es ratsam, mit Beginn der Lithiumbehandlung die Neuroleptika ausschleichend abzusetzen. Schneller Aufdosierbar als Lithium ist ein Antiepileptikum Valproat oder Neuroleptika.  
Depression : 
In zahlreichen unkontrollierten und kontrollierten Untersuchungen wird die antidepressive Wirksamkeit von Lithium beschrieben. Es scheinen bipolar depressive Psychosen besser als unipolare Depressionen auf eine Lithiumbehandlung anzusprechen. Aber auch bei therapieresistenten unipolaren Depressionen ist ein Therapieversuch mit Lithium bei ausreichender Krankheitsschwere gerechtfertigt.

Zusammenfassung:  Eine Indikation für Lithiumbehandlung besteht insgesondere 
- bei "bipolar "depressiven Patienten, die unter der Behandlung mit eingeführten Antidepressiva manische oder hypomanische, das heisst - evtl. nur vorübergehend leicht stimmungsgehobene Phasen hatten  (Bipolar Typ I  oder Typ II Erkrankung) 
- bei Patienten, die auf eingeführte Antidepressiva unzureichend ansprechen, mehrere Depressionsphasen in den letzten 5 Jahren hatten -  oder bei denen Suizidgefährdung besteht.  Lithium ist die bestabgesicherte Vorbeugung gegen Selbstmordgefährdung! 
- bei Patienten mit einer Unverträglichkeit gegenüber sonst eingeführten Antidepressiva.

In vielen Fällen wird es notwendig sein, Lithium mit Antidepressiva zu kombinieren. 

Außerhalb dieses Bereiches ist Lithium wirksam bei periodischer Aggressivität, Cluster-Kopfschmerz und - mit gewissen Einschränkungen - bei thyreotoxischer Krise und iodinduzierter Hyperthyreose. 
Zyklisch auftretende Migräne und Meniere-Erkrankung können u.U. auf Lithium ansprechen..

Die Hauptursache , dass Lithium abgesetzt wird besteht nicht im Auftreten von Nebenwirkungen oder Komplikationen sondern, darin, dass der Patient/die Patientin die Notwendigkeit hierfür  nicht einsieht.. Plötzliches Absetzen von Lithium ist sehr  ungünstig, Lithium muss immer langsam in der Dosis vermindert werden (pro Monat eine halbe Tbl.), sonst  drohen durch das Absetzen induzierte erneute Krankheitsphasen,  die danach manchmal schlechter auf Lithium ansprechen als vor Beginn der ersten Lithiumeinstellung. 

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Praktische Durchführung der Lithiumbehandlung: 

Die Wirkung der Lithiumbehandlung hängt eng mit der Lithiumkonzentration im Blutserum zusammen. Lithium wird meist als Salz der Kohlensäure (Carbonat ) in einer Retardform morgens und abends eingenommen. Es gibt aber auch Untersuchungen, dass eine Einmalgabe abends vor dem Schlafen gehen gleich wirksam und nebenwirkungsärmer ist. 

Lithium ist dann eine relativ nebenwirkungsarme Behandlung, wenn die richtigen Dosierungen eingehalten werden, d.h. Wenn keine Über- oder Unterdosierung eintritt. 

Deshalb soll anfangs wöchentlich, später 3 monatlich bis halbjährlich die richtige Wirkung und Dosierung durch Bestimmung der Lithiumspiegel im Blut kontrolliert werden. Lithiumspiegel von 0,6 bis 0,8 mmol/l bieten ein Maximum an Vorbeugendem Schutz bei einem Minimum an unerwünschten Begleiterscheinungen.
Patienten, die älter als 60 Jahre sind, kommen mitunter bereits mit einem Spiegel von 0,5 mmol/l aus. Auch brauchen sie zum Erreichen gleicher Spiegel weniger Lithium als junge Patienten. Grund dafür sind die altersbedingte Abnahme der Nierenleistung und das kleinere Verteilungsvolumen. 

Lithium soll eher zurückhaltend eingesetzt werden bei Erkrankungen die mit einer Gefährdung der Niere einhergehen: Diabetes und diabetische Nephropathie (Nierenschädigung), schwere Gicht, Arteriosklerose mit Nierenbeteiligung.  Vorsicht ist auch geboten bei Myasthenia gravis, Addison Erkrankung,  Morbus Parkinson, Psoriasis vulgaris, Hypothyreosen, und akuten Herzerkrankungen, die eine kochsalzarme Diät erfordern.  Empfohlen werden wegen evtl. erhöhter Krampfbereitschaft gelegentliche EEG  Kontrollen, insbesondere bei Kombination mit hochpotenten Neuroleptika.  Empfohlen werden auch  Blutzucker- Kontrollen.  Wichtig ist es auch, keine Kalorienhaltige gezuckerte Getränke zu sich zu nehmen, weil Lithium sonst eine Gewichtszunahme bedingen oder verschlimmern kann. 

Unter Lithium sollte gelegentlich ein EKG und EEG kontrolliert werden, da Veränderungen der Erregungsleitung bekannt sind.. 
Herzkranke ältere Patienten werden in der Regel deshalb nicht oder nur sehr niedrigdosiert  mit Lithium behandelt. 

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LABORKONTROLLEN: 
Exakte Lithiumspiegel sind nur dann verwertbar, wenn das Blut cirka 12 Stunden nach der letzten Einnahme abgenommen wird. 
Die Patienten müssen zum Zeitpunkt der Blutentnahme nicht nüchtern sein, d.h. sie können zuvor frühstücken und Tee oder Kaffee trinken. Am Tage vor der Blutentnahme sollte der Patient die letzte Tablette wie immer  zum Beispiel  abends  einnehmen   und dann morgens zur Blutabnahme  kommen.   Tbl.,  Einnahmeplan   bitte  mirbringen, können nach der Blutabnahme in der Praxis genommen werden. 

 (Beispiel: letzte Tabletteneinnahme 21 Uhr, Blutprobe 9 Uhr).  oder etzte Tabletteneinnahme 6 Uhr, Blutprobe 18 Uhr)

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Wechselwirkungen mit anderen  Medikamenten: 

Ein Abfall der Lithiumspiegel kann durch gleichzeitige Einnahme von Medikamenten ausgelöst werden, die die Lithiumausscheidung erhöhen (Schleifendiuretika wie z.B. Furosemid, Torasemid oder Arelix ) Einen ähnlichen Effekt kann Kochsalz haben .. Es ist deshalb wichtig auf gleichmäßige Zufuhr von Kochsalz  zu achten: . Kochsalzarme Diät erhöht deshalb den Lithiumspiegel und läßt die Werte erheblich ansteigen.  Vorsichtig bei Diäten, auch in Kurkliniken, bitte die Ärzte auf Lithiumtherapie hinweisen.!! 

Andere Mittel gegen Bluthochdruck (z.B. Thiaziddiuretika, wie z.B. HCT (Hydrochlorothiazid) Triamteren HCT oder Amilorid  erhöhen wie ACE  Hemmer den Lithiumspiegel. (verminderte Lithiumausscheidung) . Bitte  auf Kombinationspräparate  achten, z.B. Ramipril "Plus" !

Wichtig: leider erhöhen auch gängige  Schmerzmittel  für Gelenkschmerzen  wie  Diclofenac, Voltaren ,  Indometacin,  Phenylbutazon und andere ("nonsteroidale") Antirheumatica den Lithiumspiegel. 

Für geplante Operationen siehe spezielle Informationen für den Narkosearzt unten (Wechselwirkungen mit depolarisierenden Muskelrelaxantien) 

Bestimmte Antibiotika ( Erythromycin und andere Makrolid Antibiotika erhöhen den Lithiumspiegel).   Es ist deshalb sinnvoll,  bei einer Therapie mit Lithium Medikamentenwechselwirkungen im Beipackzettel nachzuschauen und ggf. den Lithiumspiegel kurzfristiger nochmals zu kontrollieren, wenn eine Änderung anderer Medikamente erfolgt ist. 

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LITHIUM  UND  NIERENFUNKTION: 

Lithium wird über die Nieren ausgeschieden.. Es ist deshalb wichtig ,die Nierenfunktion vor und während der Lithiumeinnahme  zu kontrollieren. 

Fast immer  kommt es unter Lithium  zu einer dosisabhängigen Tubulusfunktionsstörung in der Niere:  Diese äußert sich als Polyurie, d.h. der/die  Patient/In  scheidet mehr Urin aus und muss öfters zur Toilette.  Hauptursache ist wahrscheinlich die Hemmung der Vasopressin-sensiblen Adenylatzyklase durch Lithium. Im Tubulus wird weniger Wasser rückresorbiert und das Urinvolumen kann bis zur 2 bis 3fachen Menge ansteigen. Es ist daher notwendig mehr zu trinken als vielleicht sonst gewohnt, vor allem auch im Sommer und im Urlaub in heissen Ländern.

Irreversible Nierenschäden durch Lithium sind sehr selten, aber nicht völlig auszuschließen.  Wichtig ist,  daß es nicht zu einer Intoxikation kommt und im Falle einer  Überdosierung sofort eine geeignete Behandlung eingeleitet wird. Deshalb sind die regelmäßigen Funktionskontrollen so wichtig.  Die Nierenfunktion gemessen an der sog. "glomerulären Filtration" und ablesbar am „Kreatinin“ Wert im Serum bleibt auch nach einer jahrelangen Medikation mit Lithium unter normalen Lithiumspiegeln weitgehend intakt, wenn es nicht zu dies der o.g. seltenen Komplikation kommt. Nicht ganz geklärt ist die Ursache für eine unter Langzeitbehandlung mitunter auftretende Nephropathie mit geringfügigen morphologischen Veränderungen.   Dennoch bleibt Lithium eine sichere Medikation wenn die Behandlung gut  kontrolliert wird. 

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Zittern als häufige Lithiumnebenwirkung: 


Ein leichter feinschlägiger Fingertremor ist eine harmlose Nebenwirkung, die unter Lithium-Monotherapie nur selten ein Problem darstellt. Erst wenn berufliche oder soziale Hinderungen daraus erwachsen, kann der Tremor lästig werden. Bei einem Viertel aller Patienten tritt der Tremor schon zu Beginn der Behandlung in Erscheinung, nicht selten durch die zunächst eingeleitete Kombinationsbehandlung mit anderen Psychopharmaka insbesondere mit Antidepressiva bedingt. Er beschränkt sich in den meisten Fällen auf die Hände und ist gut von dem durch Neuroleptika verursachten Tremor zu unterscheiden.
Besonders empfindlich reagieren Patienten, die bereits vor Behandlungsbeginn einen essentiellen Tremor hatten, bei denen eine familiäre Belastung mit essentiellem Tremor vorhanden ist und die älter als 60 Jahre sind.
Streß, die Kombination von Lithium mit Neuroleptika oder Antidepressiva und Genuß koffeinhaltiger Getränke wirken verstärkend. Häufig genügt eine leichte Reduzierung der Lithium-Tagesdosis, damit der Tremor geringer wird oder verschwindet, sofern die Lithiumspiegel eine Dosisreduzierung vertretbar erscheinen lassen (über 0,6 mmol/1).
Auf Antiparkinsonmittel spricht der Lithium-Tremor nicht an, dagegen auf Beta-Rezeptorenblocker, die als Zusatzmedikation am besten nur kurzfristig und nicht kontinuierlich genommen werden sollten. Bereits das Wissen über die Möglichkeit zum Eingreifen im Bedarfsfälle kann dem Patienten Besserung bringen.
Auffallend ist, daß anscheinend eine Korrelation zwischen leichtem Tremor, vermehrtem Durst und häufigen Diarrhöen (Durchfällen) besteht.
Der feinschlägige Tremor (8-10 Hz) ist von dem mittel- bis grob-schlägigem Tremor abzugrenzen, der als Zeichen einer Intoxikation zu werten ist.

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Schilddrüsenvergrösserung durch Lithium: 


Alle lithiuminduzierten Veränderungen der Schilddrüsenfunktion sind im allgemeinen nicht bedrohlich. Am häufigsten zu beobachten ist aufgrund der chemischen Ähnlichkeit zwischen Lithium und Jod ein ausgelöstes diffuses Vergrößern der Schilddrüse wie bei Jodmangel. "Sog. euthyreote Struma", was sich auch bei fortgesetzter Lithiumbehandlung durch eine Zusatzmedikation mit Thyroxin vermeiden lässt.  Eine Jodgabe allein reicht nicht aus, weil Lithium die Freisetzung von T4 hemmt,  nicht  die Produktion. 

Bereits bestehende Schilddrüsenstörungen und spätere Veränderungen lassen sich besser beurteilen, wenn Ausgangswerte für Schilddrüsensonogramm,  den basalen TSH Spiegel  (Thyreoida-Stimulating Hormon) vorliegen  und eventuell die Spiegel der Schilddrüsenhormone FT3 und FT4 im Blut  im Fall von abweicheichungen. Wir nehmen diese Werte deshalb anfangs routinemäßig zumindest alle 3-6 Monate auch unter laufender Therapie mit Lithium ab.  

Bei den ersten Anzeichen für eine Struma ist ein im Labor erhöhter „TSH“-Spiegel. In diesem Fall (Schilddrüsenstimulation) ist zu überlegen, ob eine Kropfprophylaxe und Substitutionstherapie mit Schilddrüsenhormonen eingeleitet wird. (evtl. vorher abgeklärt mittels SchiIddrüsensonographie oder Szintigraphie). 
Der Patient sollte dann zunächst 50 µg Thyroxin täglich erhalten, gegebenenfalls nach zwei Wochen täglich 100 µg.

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NEBENSchilddrüsenVeränderungen durch Lithium:  (CALCIUMSTOFFWECHSEL) 

Lithium verstärkt die Parathormon-Sekretion und vermindert die Calciumausscheidung über die Nieren, dadurch kommt es zu Hyperkalzämie und Hypokalzurie, einige Patienten weisen erhöhte Parathormon-Spiegel auf. Nach Absetzen des Lithiums  kann sich die Hyperkalzämie normalisieren, nach längerer (über 10 Jahre) dauernder Behandlung mit Lithium ist eine Normalisierung der Calcium-Spiegel nach Beendigung der Therapie weniger wahrscheinlich. (Sekundärer Hyperparathyreoidismus) 

Thiaziddiuretika vermindern die Calciumausscheidung über die Nieren und führen zu einer milden Hyperkalzämie. Thiaziddiuretika sollen wegen gleichzeitigem Lithiumspiegelanstieg  gemieden werden.  Bei Patienten mit mildem Hyperparathyreoidismus können Thiaziddiuretika die Grunderkrankung demaskieren, in dem sie zu einem deutlichen Calcium-Anstieg im Serum führen. Fällt ein erhöhter Calcium-Spiegel nach Absetzen von Thiaziddiuretika nicht ab, spricht dies für das Vorliegen eines primären Hyperparathyreoidismus.

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Soll oder kann ich unter einer vorbeugenden Behandlung mit Lithium schwanger werden? 

Informationen über Stillen und Schwangerschaft:   
http://www.embryotox.de/lithiumsalze.html

- N E I N -  JA, ABER  mit Einschränkungen -   Für Frauen im gebärfähigen Alter ist es  am besten, während der Lithium-Behandlung für Kontrazeption zu sorgen und nicht  schwanger zu werden.   Vor einer geplanten Schwangerschaft ist das Risiko eines Rückfalls der (bipolaren) Erkrankung durch das Weglassen der Behandlung gegen das Risiko  einer  der möglichen Fruchtschädigung  (teratogenes Risiko: insbesondere Herzfehler)  abzuwägen.  

Auszug aus Wikipedia: 

Lithiumtherapie und Schwangerschaft 

Nach Berichten über Fehlbildungen bei Neugeborenen nach Lithiumbehandlung der Mutter wurden die Lithiumsalze etwa ab 1970 als gefährliche Teratogene, d.h. Medikamente  und Stoffe  mit  erhöhtem Missbildungsrisiko  betrachtet. Speziell die bei Kindern nicht Lithium-behandelter Mütter sehr seltene Ebstein-Anomalie und andere angeborene Herzfehler traten   nach Lithium -Exposition in der Frühschwangerschaft gehäuft auf und führten zu der Empfehlung, während einer Schwangerschaft keinesfalls Lithium zu verabreichen. In Dänemark wurde 1968 zur Feststellung des Risikos ein spezielles „Lithium-Baby-Register“ eingerichtet.

Nach neueren Erhebungen dürften allerdings die teratogenen Effekte von Lithium seinerzeit überschätzt worden sein, zum Beispiel durch zu niedrig angesetzte Fehlbildungsraten in der übrigen Bevölkerung. Das relative Risiko für Fehlbildungen steigt zwar unter Lithiumtherapie etwa um den Faktor 5–10. Da jedoch akute manische Phasen oder Suizidalität bei Depressionen für das ungeborene Kind lebensbedrohlich sein können, gelten nunmehr folgende Empfehlungen für die Lithiumtherapie in der Schwangerschaft: [8]

  • Wenn die Lithiumtherapie zwingend erforderlich ist, sollen gleich bleibend niedrige Serumkonzentrationen von Lithium  angestrebt werden – insbesondere im in den ersten 3 Schwangerschaftsmonaten  (1. Trimenon) ;
    • die Tagesdosis sollte auf mehrere Einzelgaben verteilt werden,
    • eine salzarme Diät ist zu vermeiden.
  • In der Woche vor der Geburt sollte – falls möglich – die Dosis um 30–50% reduziert werden, da unter der Geburt die Nieren-Leistung  (Clearance) sinkt und aufgrund der geringen therapeutischen Breite Vergiftungssymptome sowohl beim Kind als auch bei der Mutter auftreten können.
  • Sofort nach der Entbindung ist das ursprüngliche Therapieregime wieder aufzunehmen, das vor der Schwangerschaft bestand.
  • Nach Li+-Exposition im 1. Trimenon wird eine Ultraschallfeindiagnostik oder eine Echokardiographie beim Fetus empfohlen.

In den ersten beiden Lebenstagen ist das Neugeborene engmaschig zu überwachen, insbesondere im Hinblick auf toxische Symptome.

Vor dem Hintergrund der neueren Datenlage sollte Lithium zwar in der Schwangerschaft
nicht neu verordnet werden, eine laufende,
  stabil eingestellte und gut bewährte Therapie kann
aber nach sorgfältiger Risiko-Nutzen-Analyse
fortgeführt werden. Es sollten insbesondere im
ersten Schwangerschaftsdrittel  möglichst stabile Serumkonzentrationen Schwangerschaft ist in aller Regel eine Dosisanpassung und Verteilung auf zwei Einzeldosen erforderlich. Bei Schwangeren ist Lithium-Ausscheidung über die Nieren um 50 – 100 % gesteigert. Die Lithiumdosis muss vielleicht etwas erhöht werden, wird aber dennoch im untersten wirksamen Bereich gehalten. 

Toxische Effekte des Lithiums können ferner zu perinatalen Komplikationen führen, die als „Floppy-Infant-Syndrom“ mit muskulärer Hypotonie, niedrigem Apgar-Score und Unmittelbar vor dem Geburtstermin sollte deshalb die Dosis reduziert werden, um  perinatale Komplikationen 
möglichst zu vermeiden;

Sollte aus zwingendem Grund die Entscheidung für eine Lithiumtherapie fallen, müßten die Lithiumspiegel an der unteren Grenze der Wirksamkeit gehalten werden. Falls es nach Absetzen von Lithium zu einer manischen Phase kommen sollte, müßte die Patientin rechtzeitig Neuroleptika bekommen, bevorzugt solche, die seit langem im Handel sind und von denen ein fruchtschädigendes, teratogenes Risiko nicht bekannt ist.

Lithium in der Stillzeit

Empfehlung: Bei genauer Beobachtung des Säuglings (Muskeltonus, Tremor, unwillkürliche Bewegungen, Zyanose, Dehydratation) und möglichst niedriger mütterlicher Lithiumdosis kann Stillen im Einzelfall erlaubt werden. Dabei muss aber berücksichtigt werden, dass Säuglinge besonders gefährdet sind zu dehydrieren (z. B. bei gleichzeitig vorliegendem Fieber oder Trinkschwäche).

Pharmakokinetik: HWZ: 18-24 h (max 36 h), Neugeborene: 17,9 h; Proteinbindung: 0%; molare Masse: 74; relative Dosis: 0-‹10% (30%); M/P-Quotient: 0,3-0,17; orale Bioverfügbarkeit: 100%. Im Serum gestillter Säuglinge nach Absinken der unmittelbar postnatal hohen Werte ein Drittel der mütterlichen Konzentrationen oder deutlich niedriger.

Klinik: Keine Symptome bei den meisten gestillten Kindern. Eine Publikation berichtet über einen zwei Monate alten Säugling mit Tremor und abnormem Bewegungsmuster, seine Serumwerte für Lithium waren doppelt so hoch wie die der Mutter. Gegebenenfalls muss bei neu auftretender verdächtiger Symptomatik die Lithiumkonzentration im Serum des Säuglings  und bei der Mutter bestimmt werden.


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WAS IST VOR CHIRURGISCHEN EINGRIFFEN ZU BEDENKEN?

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Da jeder chirurgische Eingriff zu verminderter Lithiumausscheidung führen kann, besteht dabei die Gefahr einer Lithium-Intoxikation. Ursachen hierfür können sein die präoperative Einschränkung der Flüssigkeitszufuhr, die möglichen Elektrolytverschiebungen während der Operation oder eventuelle Zwischenfälle, welche die Nierenfunktion beeinträchtigen.
Deshalb ist es ratsam, Lithium vor einem chirurgischen Eingriff vor­übergehend abzusetzen. Bei einem Spiegel von 0,6 - 0,8 mmol Li/l reichen 24 Stunden vor der Operation aus, bei höheren Werten ist es besser, die Behandlung 2 Tage vorher zu unterbrechen. Wir  geben gerne Unterlagen für den Narkosearzt   mit !!. Hilfreich ist ein Lithium- und Medikamentenpass im Geldbeutel.
Durch Interaktion von Lithium mit Muskelrelaxantien kann sich deren Wirkung verlängern. Depolarisierende Muskelrelaxantien (z. B. Succinylcholin) können bei Kombination mit Lithium zum prolongierten neuromuskulären Block führen, weshalb nicht depolarisierende Substanzen (z. B. Pancuronium) zu bevorzugen sind. Ketamin soll in Verbindung mit Lithium zu verstärkter Krampfaktivität führen. Die arrhythmogene Wirkung von Substanzen wie Enfluran, Halotan, Succinvlcholin oder Pancuronium kann unter Lithium verstärkt sein. 
Sobald sich postoperativ die Ausscheidungsbedingungen für Lithium normalisiert haben (normale Ernährung mit ausreichender Flüssigkeits- und Kochsalzzufuhr), kann der Patient wieder die vorherige Dosierung erhalten.

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UPDATE:  LETZTE  STUDIENLAGE  2018 :   NEUROPROTEKTION  (d.h.  Nervenzellschutz)  durch Lithium !  


Neuere Studien zeigen zudem eine niedrigere Prävalenz (Wahrscheinlichkeit  des Auftretens)  von Nierenerkrankungen im Vergleich zu früheren Untersuchungen, die wahrscheinlich auf eine sorgfältigere Überwachung der Lithiumwerte im Bereich von 0,6 bis 0,8 mmol/L zurückzuführen ist (Nielsen RE et al., Pharmacopsychiatry, 2018 Jan 18).

Lithium als Monotherapie hat sich als wirksamer erwiesen als die Therapie mit anderen Wirkstoffen, so dass das potentielle Risiko für kumulative Nebenwirkungen durch eine Polytherapie reduziert wird (Hayes JF et al., Worid Psychiatry 2016; 15:53-58).

In einer in Großbritannien von 1995 bis 2013 durchgeführten Studie wurde das Auftreten von Nebenwirkungen an Patienten mit bipolaren Störungen, die mit Lithium, Valproat, Olanzapin und Quetiapin behandelt wurden, untersucht. Lithium zeigte dabei zwar eine höhere Inzidenz von endokrinen und renalen Störungen, aber gleichzeitig die größte Wirksamkeit bei der Reduzierung des Selbstmordrisikos und die geringste Gewichtszunahme im Vergleich zu anderen Therapien (Hayes JF et al, PLoS Med 2016 Äug 2; 13(8):el002058).

Die anhaltende Reduktion der Selbstmordgefahr wird  auch noch durch eine weitere Studie bestätigt (Tondo L, Pharmacopsichyatry 2018 Apr 19). 

In den letzten Jahren haben sowohl in vivo- als auch in vitro-(-Reagenzglas-) Untersuchungen gezeigt, dass Lithium auf verschiedenen Ebenen eine neuroprotektive d.h. Nervenzell-schützende und wiederherstellend regenerative Aktivität besitzt. Eine Magnetresonanzuntersuchung bei Patienten mit bipolarer Störung zeigte ein vergrößertes Hippocampusvolumen bei Patienten, die seit mehr als 61 Monaten mit Lithium behandelt wurden, im Vergleich zu Patienten, die keine Lithiumtherapie erhielten (Zungs et al., TransI Psychiatry 2016; 6:1-7).

In Übereinstimmung mit diesen Ergebnissen finden sich drei Studien in der Literatur, die ein geringeres Risiko für die Entwicklung einer Alzheimer-Demenz bei bipolaren Patienten nachweisen, denen Lithium über einen längeren Zeitraum verabreicht wurde, im Vergleich zu Patienten, die mit Antiepileptika, Antidepressiva und Neuroleptika behandelt wurden (Kessing LV et al., Arch Gen Psychiatry 2008; 65(11):1331-1335; Kessing LV et al.. Bipolar Disord 2010;12(1):87-94).

In vitro (Reagenzglas)-Untersuchungen haben nachgewiesen, dass Lithium die Glykogensynthase-Kinase-3 (GSK-3) hemmt, ein Enzym, das mehrere Zellprozesse wie Apoptose, d.h. programmierten Zelltod, die Glykogensynthese, synaptische Plastizität  (d.h.  die Fähigkeit zur  Neuverschaltung von Nervenzellen)   und die Gentranskription vermindert. DieHemmung des Enzyms  verbessert deshalb  die Zellstrukturstabilität und fördert das neuronale Überleben  der Nervenzellen.  (Dell'Osso L et al., Neuropsychiatric Disease and Treatment 2016; 12:1687-1703). 

Darüber hinaus wirkt Lithium schützend vor glutamat-induzierter, NMDAR-vermittelter Exzitotoxizität (Hashimoto R et al., J Neurochem 2002;80(4):589-597), reduziert den oxidativen Stress und verbessert damit die Funktion der mitochondrialen Atmungskette (Quiroz JA et al., Neuropsychobiology 2010;62(1):50-60) (Shalbuyeva N et al. J Biol Chem 2007:282(25): 18057-18068). 

Vertiefende Erklärungen zur Wirksamkeit der Lithium-Therapie und zu deren neuroprotektiven und antisuizidalen Eigenschaften sind kürzlich veröffentlicht und diskutiert worden (Richardson T, Macaluso M, Expert Opin Drug Metab Toxicol 2017; 13:1105-1113).

 

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12.  LINKS  und weitere Quellen:  http://dgbs.de/service/ 

http://de.wikipedia.org/wiki/Lithiumtherapie  Allgemeine Übersicht, weitere Quellen

Informationen über Stillen und Schwangerschaft:   
http://www.embryotox.de/lithiumsalze.html

Lithiumtherapie und Nierenfunktion:  http://dgbs.de/fileadmin/user_upload/PDFs/DGBS_Materialien/DGBS_Lithiumtherapie_und_Nierenfunktion_Neurotransmitter.pdf

Selbsthilfeforum der Dt. Gesellschaft für Bipolare Störungen:  http://www.bipolar-forum.de/read.php?5,550265,550265#msg-550265 

Suizidvorbeugung  unter Lithium:  http://www.medizin.de/ratgeber/lithium-verringert-suizide-bei-depressionen.html

Informationen über Stillen und Schwangerschaft:    http://www.embryotox.de/lithiumsalze.html


Eigenes Referat: Qualitätszirkel der Nervenärzte:  Main/Tauber/Hohenlohe/Schwäbisch Hall am 14.4.2010:
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